Dr. Katharina Hantschmann
Oberkonservatorin, Referentin für Keramik, Bayerisches Nationalmuseum München
DURCHS SAMMELN INSPIRIERT
Prof. Dr. Ernst Schneider, Gründungsmitglied der Gesellschaft der Keramikfreunde, und seine Meißener Porzellan-Sammlung in Schloss Lustheim
Prof. Dr. Ernst Schneider (1900-1977), Gründungsmitglied, Schatzmeister und Ehrenpräsident der Gesellschaft der Keramikfreunde, war einer der führenden Industriellen zur Zeit des deutschen Wirtschaftswunders. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er von Sachsen nach Düsseldorf übersiedelt, wo er Jahrzehnte als Präsident der Industrie- und Handelskammer wirkte und bei Politikern wie Unternehmern gleichermaßen hohes Ansehen genoss.
Die Beschäftigung mit seinen Meißener Porzellanen war für ihn eine wichtige Quelle der Inspiration.In dieser angenehmen Ablenkung vom Alltagsgeschäft entwickelte er vielbeachtete gesellschaftspolitische Ideen.
1968 schenkte Schneider seine einzigartige Sammlung Meißener Porzellans dem Bayerischen Staat. Nach seinem Wunsch wurde dafür ein Barockschloss zur Verfügung gestellt, das unter Kurfürst Max Emanuel 1684-1688 im Schleißheimer Schlosspark errichteten Schloss Lustheim, das 1971 seine Tore öffnete: In 15 Räumen sind hier über 2000 Porzellane ausgestellt, aus der großen Blütezeit der Manufaktur von den Anfängen bis zum Siebenjährigen Krieg. Vorwiegend Geschirre, aber auch Tierfiguren oder Tafelaufsätze vermitteln ein eindrucksvolles Bild der höfischen Prachtentfaltung des Rokoko im würdigen Rahmen des Schlosses Lustheim, wo der Traum Augusts des Starken eines wahren "Porzellanschlosses" letztendlich verwirklicht werden konnte.
Im Vortrag wird die Referentin Ernst Schneider würdigen, Highlights und besonders interessante Stücke seiner Sammlung diskutieren, Einblick in aktuelle Forschungen geben und einen kurzen Hinweis auf die Jubiläumsausstellung “LUST auf LUSTHEIM: Meißen inspiriert. Moderne Keramik” (7.7. – 24.10.2021).
Dr. Katharina Hantschmann, geb. 1962, ist seit 1994 als Konservatorin und seit 2008 als Oberkonservatorin für die keramischen Bestände des Bayerischen Nationalmuseums zuständig. Dabei betreut sie auch die Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider, die seit 1971 im Zweigmuseum in Schloss Lustheim nördlich von München ausgestellt ist. Daneben gilt ihr Interesse der Tafelkultur und anderen Fragen des höfischen Lebens, besonders am Münchner Hof. Bei verschiedenen Ausstellungen und Publikationen hat sie mitgewirkt und zuletzt die Neueinrichtung der Porzellan- und Fayencesammlung am Bayerischen Nationalmuseum kuratiert.