Marianne Eggimann

Streunen


Gudrun Schmidt-Esters (Hg.)

96 Seiten,
zahlreiche Abbildungen in Farbe

ISBN 978-3-941005-08-2

Frechen, Stiftung Keramion, 2012

Eggimann

Marianne Eggimann beschäftigt sich mit dem für den Kunstbetrieb ungewöhnlichen Genre der Porzellanfigurine. Dabei ist es ist nicht nur die menschliche Figur, die sie in das Zentrum ihres künstlerischen Schaffens stellt. Zu ihrem eigenwilligen kleinplastischen Werk zählen auch Tierdarstellungen. Trotz der naturalistischen Anmutung ihrer Figuren schafft die Künstlerin keine realistischen Abbilder. Scheinen die Plastiken auf den ersten Blick noch stimmig in Oberflächenbehandlung, Haltung und Gestik, so irritieren sie bei genauer Betrachtung durch ungewöhnliche, unlogische oder auch sinnlos erscheinende Handlungen und scheinbar absurde Bezüge.

Auf der Basis von Alltagsimpressionen lässt die Künstlerin somit ein wahres Skurrilitätenkabinett entstehen, bevölkert etwa von beinlosen menschlichen Figuren mit und ohne tierische Requisiten, Mischwesen in menschlicher Gestalt mit Tierköpfen oder –masken und Tieren in unterschiedlichsten Zusammenhängen.

Irritationen durchziehen das Werk von Marianne Eggimann. Durch den spielerischen Umgang mit Erwartungen löst sie beim Betrachter Gefühle der Verunsicherung aus. Besonders in den Schneekugelarbeiten kristallisiert sich diese Arbeitsmethode der Künstlerin sehr deutlich heraus: Das erwartete romantische Souvenir für die Daheimgebliebenen, Ausdruck reinsten Kitsches, mutiert zu einem Brennglas, unter dem Absurditäten und Bedürftigkeiten einer überkommenen bürgerlichen Welt sichtbar gemacht werden.

Diese alltäglichen Erfahrungen spiegeln sich in den dargestellten Momentaufnahmen, die zur Sichtbarmachung bestimmter Befindlichkeiten oder Charaktereigenschaften dienen. Gewähren ihre in sich verharrenden Figuren über vermeintlich Nebensächliches Einblicke in die dunklen Seiten des Menschen, dann bleibt es dem Betrachter überlassen, die Darstellungen mit Geschichten zu füllen.

Bleibt als Fazit festzuhalten: Marianne Eggimann schafft seit circa zehn Jahren eine Welt „en miniature“ in Porzellan. Mit zunehmender Präzision und handwerklicher Genauigkeit spürt sie subtil menschlichem Verhalten in seinen Abgründen nach und lässt den Betrachter mit Mitteln der Verfremdung gekonnt teilhaben an ihren Entdeckungen. (Keramion Frechen)

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