“Darf ich in Ihre schönen Gefäße auch etwas hineintun?
Sie können, Sie müssen es aber nicht!”
Jahrtausende lang ist eine Schale, eine Kanne, ein Becher ein Gebrauchsgegenstand. Ist dies ausnahmsweise einmal nicht so, dann handelt es sich um ein Luxusobjekt, dem man wegen des kostbaren Materials oder der aufwendigen Verarbeitung ansieht, dass es sich um ein Schauobjekt handelt. Die alte Form wird dabei nie aufgegeben. Glasuren und Dekor werden zum wichtigen Faktor der Formfindung. Für die europäische Keramik spielen dabei außereuropäische Einflüsse z.B. aus dem islamischen und asiatischen Kulturraum eine bedeutende Rolle. Selbst der Jugendstil, der sonst mit lästigen Traditionen bricht, erhebt die Silhouette der Amphore oder der chinesischen Balustervase noch einmal zur Grundlage seiner künstlerischen Gefäße. Die 1920er und 30er Jahre sind innovativ im Entwurf und der Herstellung guten Gebrauchsgeschirrs, das z.T. bis heute produziert wird. Der Designer versteht sich auch als Künstler, jedoch überlässt er nach Erstellen des Entwurfs und vielleicht eines Prototyps die Fertigung der Industrie.
Mitte des 20 Jahrhunderts gibt es einen radikalen Schnitt, einen Bruch mit der Tradition. Nicht mehr das Töpferhandwerk und schon gar nicht das luxuriöse Porzellan der Manufakturen des 18. Jahrhunderts inspirieren junge Keramikkünstler. Der Ton wird jetzt zum Medium für den künstlerischen Ausdruck.
In Deutschland spielt Jakob Wilhelm Hinder (1901–1976) dabei eine wichtige Rolle: Er macht junge KeramikerInnen mit allen aktuellen Strömungen bekannt und ermutigt sie, ihren eigenen Weg zu gehen.
Alte handwerkliche Techniken werden hinterfragt, neue erprobt, verworfen oder perfektioniert. Vasen werden zu Objekten und diese lösen sich schließlich von jedem Funktionszwang.
Während der Hochzeit der abstrakten Kunst in den 1960er Jahren erreicht die „Studiokeramik“ (im Unterschied zur Manufakturware, aber auch zum traditionellen Töpferbetrieb) die Sammlerkreise, die auf Kunstmessen, der documenta, oder der Biennale von Venedig zu finden sind.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Museums: