Nachruf Dr. Klaus-Peter Arnold


Am 7. Oktober 2024 verstarb der ehemalige Direktor der Porzellansammlung Klaus-Peter Arnold. 

Geboren am 10. Mai 1939 in Neustrelitz/Mecklenburg besuchte Klaus-Peter Arnold von 1946 bis 1958 die Schule in Dresden und studierte im Anschluss an der Karl-Marx-Universität Leipzig Germanistik, Kunsterziehung und Kunstgeschichte. Von 1964 bis 1970 arbeitete Arnold an der Zentralschule Mühlen-Eichsen (Kreis Gadebusch) als Oberstufenlehrer und Kreisfachberater für Kunsterziehung. 1970 gab er den Beruf des Lehrers auf und wechselte als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Museum für Kunsthandwerk in Schloss Pillnitz bei Dresden, wo er 1979 zum Kustos ernannt wurde. 

Neben der Tätigkeit für das Museum arbeitete er an seiner Graduierung und wurde 1980 bei Hans-Joachim Mrusek (1920-1994) an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg zur Geschichte der Deutschen Werkstätten Hellerau promoviert. In wesentlich erweiterter Form erschien seine Dissertation 1993 unter dem Titel „Vom Sofakissen zum Städtebau: Die Geschichte der Deutschen Werkstätten und der Gartenstadt Hellerau“. 

1984 folgte er Ingelore Menzhausen (1923-2006) zunächst als stellvertretender und von 1985 bis 1993 als Direktor der Porzellansammlung in Dresden nach. 1991 war er Initiator und Gründungsmitglied des Freundeskreises der Dresdner Porzellansammlung im Zwinger e.V. 

In der Zeit seines Direktorates war es Klaus-Peter Arnold ein besonderes Anliegen, mit Ausstellungen von zeitgenössischem Gebrauchsporzellan und Keramik der Moderne sowie der Präsentation der Arbeiten des Kollektivs Künstlerische Entwicklung der Porzellanmanufaktur Meissen den Blickwinkel vom historischen Meissener Porzellan bis in die Gegenwart zu öffnen. Zahlreiche kleinere Publikationen, von ihm initiiert und von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern realisiert, widmeten sich Teilbeständen der ehemaligen königlichen Sammlung, aber auch dem modernen Gebrauchsporzellan und der angewandten Porzellankunst. Nur beispielhaft sei die Erarbeitung der Kataloge zu den historischen ostasiatischen Beständen der Porzellansammlung wie „Farbige Glasuren auf Porzellan. China 7. bis 18. Jahrhundert“ (1990) und „Die Porzellansammlung Augusts des Starken: Porzellankunst aus China – die Rosa Familie“ (1993) durch Friedrich Reichel und der Katalog von Anette Loesch zu „Die Napoleonische Schenkung 1809. Französisches Porzellan in Dresden! (1992). erwähnt. Der Ausstellungskatalog „Ey! wie schmeckt der Coffee süße“ (1991) zeigte einen eindrucksvollen Querschnitt des Meissener Porzellans von der Böttgerzeit bis zum Jugendstil anhand von Tassen, Kaffee- und Teekannen aus dem Bestand der Porzellansammlung. Die Kooperation mit der Firma Eduscho GmbH brachte die finanzielle Unterstützung des Ausstellungs- und Publikationsvorhabens und für die Besucher während der Ausstellungszeit die Einrichtung eines Kaffees in der Bogengalerie des Zwingers. In mehrfacher Hinsicht betrat Arnold damit in der damaligen Zeit völliges Neuland. 

Besonders herauszuheben ist Arnolds Publikation zur Meissener Blaumalerei (1989), die nunmehr zu den Standardwerken der Porzellanliteratur zählt. 

Klaus-Peter Arnold war an der Rückgabe von Porzellan an die Nachkommen der Familie Gustav von Klemperer (1852–1926) beteiligt. Erst nach den gesellschaftlichen Veränderungen 1989 gelang es der Familie von Klemperer, sich erfolgreich an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu wenden, um die Rückgabe ihrer während der NS-Zeit entzogenen Kunstschätze zu erbitten. Arnolds Enthusiasmus während der Rückgabeverhandlungen trug ganz wesentlich dazu bei, eine einvernehmliche Lösung für beide Seiten zu finden. So konnte 1991 die erste Rückgabe an die Familie von Klemperer erfolgen, eine Restitution, die noch vor der Verabschiedung der "Gemeinsamen Erklärung" zur Umsetzung der Washingtoner Prinzipien von 1998 stattfand. Die Familie überließ der Dresdner Porzellansammlung einen Großteil des restituierten Porzellans als Geschenk. 

1993 hatte Klaus-Peter Arnold die Konsequenzen seiner politischen Verpflichtung vor 1989 zu tragen. Er erschloss sich nochmals ein neues Tätigkeitsfeld. Von 1993 bis 2002 wurde er zum künstlerischen Leiter der Sächsischen Porzellan-Manufaktur Dresden in Freital-Potschappel und seit 1997 auch deren Mitgesellschafter. Mit seinen Publikationen zur Sächsischen Porzellan-Manufaktur Dresden schloss er wesentliche Forschungslücken. Als künstlerischer Leiter bewirkte er ein Umdenken im Firmenverständnis und damit eine Erweiterung der Produktpalette der Manufaktur. Neben das traditionelle Angebot historisierenden Zier- und Luxusporzellans stellte er zeitgenössisches Design- und Kunstporzellan. Möglich wurde dies durch eine enge Zusammenarbeit mit regionalen, aber auch internationalen freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern. 2001 war Arnold gemeinsam mit Stefan Möbius, Angelika Krüger, Denise Sander und Olaf Stoy Gründungsmitglied des Dresdner Porzellankunst e.V. 

2003 trat er in den Ruhestand. In den kommenden Jahren muss das ungewisse Schicksal der Sächsischen Porzellan-Manufaktur Dresden und die teilweise Zerstörung der dortigen Modellformen für Arnold besonders tragisch gewesen sein. 

Die Vielseitigkeit des Kunstwissenschaftlers Klaus-Peter Arnold ist in der umfangreichen Bibliografie anlässlich seines 85. Geburtstags, veröffentlicht im Jahr 2024, nachzulesen: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/8971/

Beeindruckend waren seine Interessen und sein Engagement, die weit über das Meissener Porzellan hinaus reichten. In seinen Buchpublikationen, Schriften und Reden zur Keramik, Holzgestaltung, Malerei und Hinterglasmalerei, zum Design, ebenso aber auch zur Plastik, zu Medaillen und Reliefs oder zu Schachspielen und selbst zu Ofenkacheln wird seine Vielseitigkeit deutlich. Dabei verlor er nie den Rezipienten aus dem Auge, sondern blieb stets der Vermittler zwischen dem Gegenstand seiner Betrachtung und dem Zuhörer, Leser oder Betrachter. 

Mit dem Tod Klaus-Peter Arnolds ist eine wichtige Stimme aus dem Kunst- und Kulturraum Sachsens verstummt. 

Anette Loesch, Oberkonservatorin der Porzellansammlung/i. R. 


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