Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Forums Gestaltung e.V. / Wewerka Archiv in Magdeburg und des Keramikmuseums Westerwald in Kooperation mit der Ernst Barlach Stiftung in Güstrow. Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Werkverzeichnis erschienen.
Hans Wewerka (1888–1915) war bereits zu Lebzeiten eine Ausnahmeerscheinung im Bereich der künstlerischen Keramik. Der Sohn böhmischer Einwanderer eroberte sich als Fachschüler in Höhr das für die Westerwälder Keramik eher untypische Terrain der figürlichen Plastik. Orientierte man sich im Kannenbäckerland auf die Herstellung ästhetisch anspruchsvoller Gebrauchsware, konzentrierte sich Wewerka auf figürliche Darstellungen. Traditionell grau-blau oder im wiederentdeckten kölnisch-braun ausgeführt, zeigen seine in Serie hergestellten Kleinplastiken die fließende Formensprache des Jugendstils.
Figuren des niederländischen Künstlers Joseph Mendes da Costa (1863–1939) in der Sammlung der Fachschule inspirierten Hans Wewerka nachweislich. Ernst Barlach (1870–1938), der 1904/1905 in Höhr unterrichtete, war sicherlich ein weiterer Impulsgeber. Bei Rudolf Bosselt (1871–1938), der um 1903 mit der Westerwälder Steinzeugindustrie kooperierte, setzte er sein Studium in Düsseldorf fort. 1911 zogen beiden nach Magdeburg, wo Bosselt Direktor der Kunstgewerbeschule wurde und Wewerka die Klasse für Bildhauer und Modelleure leitete.
In wenigen Jahren schuf er zahlreiche Figuren, die Einblicke in das damalige soziale Milieu öffnen. Mit großer Sensibilität beobachtete er die Gesellschaft draußen: ob Klatschbasen oder Kartoffelverkäufer auf den Straßen Höhrs, den Seemann am Rhein, einen Demonstranten oder musizierenden Japaner in Düsseldorf – Wewerka schuf aus dem Leben gegriffene Bildnisse.
Für seinen künstlerischen Anspruch sowie sein hohes Formbewusstsein erhielt er bereits zu Lebzeiten internationale Anerkennung. Viel zu schnell geriet sein Werk in Vergessenheit.
Dem Wewerka Archiv Magdeburg und dem Keramikmuseum Westerwald war es ein großes Anliegen, diesen im Ersten Weltkrieg gefallenen Künstler aus der Versenkung zu heben und zu erforschen. Mehr als ein Jahrhundert nach seinem frühen Tod soll das Lebenswerk von Hans Wewerka nun endlich eine umfassende Würdigung erfahren.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Museums: