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Schwäne in Weiß und Gold

Geschichte einer Familie


Christine Von Brühl

Gebunden mit Schutzumschlag, 352 Seiten, mit 16 farbigen und 15 mitlaufenden Abbildungen

Aufbau Verlag

ISBN: 978-3-351-03781-9

Preis: 24,00 €


Um es gleich vorwegzunehmen: Das Buch von Christine von Brühl ist ein hochwertig produzierter Schmöker, der historische und persönliche Einsichten in die Geschichte der Familie von Brühl seit dem berühmten sächsischen Minister bis in die Nachkriegszeit gewährt. Doch in Sachen „Schwanenservice“ wird das Buch erst in den letzten beiden Kapiteln seinem leitgebenden Titel gerecht. Bis dahin erfährt der porzellankundige Leser wenig Neues über das Leben und Wirken von Heinrich Graf von Brühl (1700–1763). Auffällig ist hingegen das wiederkehrende Bemühen der Autorin, den lange vorherrschenden Ruf des Premierministers als „Ruineur“ des sächsischen Staatshaushalts zu widerlegen: „Nie wieder hat sich die Familie von diesem Sturz erholt. Bis heute muss sie sich mit einer solchen Darstellung auseinandersetzen. Bekannt ist sie nicht für die diplomatischen Leistungen ihres Vorfahren, seine Loyalität, die sinnstiftende Wirkung auf dem Gebiet der Künste, die Aufträge an die Porzellanmanufaktur oder die aufwändigen baulichen Erneuerungen, die er vornahm, sondern für seine angebliche Verschwendungssucht und den Vorwurf, er habe dem Land und seinem König durch seine Vorgehensweise vorsätzlich geschadet.“ (S. 116, 117)

In ihrer Vorgehensweise hat Christine von Brühl diverse Studien und überwiegend bereits bekannte Literatur herangezogen, um den historischen Werdegang ihrer Familie zu umreißen. Ergänzt werden diese Fakten mit Zitaten und Berichten aus der familiären Umgebung. Sprachlich gelingt ihr dieser Spagat sehr gut. Da allerdings nur die Zitate mit Fußnoten nachgewiesen werden, fällt es als LeserIn oftmals schwer, die beiden Stränge auseinanderzuhalten.

Die chronologische Aufteilung des Buches ist gut gewählt und lässt den Werdegang der Familie von Brühl von Sachsen über Preußen bis in die (neue) Heimat Niederlausitz nachvollziehbar werden. Erst die Urenkel Heinrichs, so scheint es, fanden im Schloss Pförten für die zahlreichen Nachkommen ein Zuhause; und damit auch das Schwanenservice. Sorgsam aufbewahrt, wurden die Tische mit dem kostbaren Familienerbe nur bei hohen Festlichkeiten bestückt (siehe Foto oben).  

Ins Gedächtnis der Öffentlichkeit rückte das Service erst wieder 1920 mit der Präsentation einiger Stücke im Kunstgewerbemuseum Dresden. Neue Erkenntnisse zum Verlust des Schwanenservices während des Zweiten Weltkriegs werden von der Autorin nicht vorgelegt. Dafür steht erneut das Schicksal der Familie in den Kriegsjahren im Zentrum des Berichts. Im Nachgang wird noch erzählt, wie die Familie seit der Nachwendezeit mit dem Verlust der Güter im heutigen Polen und des Schwanenservices hadert. Somit besteht der lohnende Reiz dieses Buches in den vielen persönlichen Details aus dem Leben der Familie von Brühl und der gekonnten Erzählweise eines direkten Familienmitglieds. Die Bedeutung des Schwanenservices für die Familie über viele Generationen hinweg wird glaubhaft vermittelt und bildet zumindest als Anfangs- und Endpunkt der Familienchronik eine gelungene Klammer. Wer sich jedoch neue Fakten oder vertiefende Einblicke zum Schwanenservice erhofft hat, wird an dieser Stelle nicht fündig.  

Rezension von Dr. Marlen Topp